Fragen, die das Herz berühren: Wie

du so fragst, dass andere sich dir öffnen

on 19. Oktober 2017 NLP Practitioner, Rapport with 1 comment

Die wenigsten machen sich Gedanken darüber, wie sie anderen Menschen Fragen stellen. „Wie geht’s?“ oder „alles gut?“ sind Plattitüde. Vielleicht sollen sie höflich klingen, jedoch führen sie kaum zu informativen Antworten. Doch es gibt auch Fragen, die unmittelbar das Herz berühren. Wer sie stellt, bekommt nicht nur echte Informationen, sondern schafft gegenseitiges Vertrauen.

„Na, wie geht’s?“

Eine Plattitüde: erwartbar, alltäglich, banal. Fragen dieser Art fordern uns nicht heraus und wirken wie Füllsatz. So behandeln wir sie auch, wenn sie uns gestellt wird; wir antworten meist ebenso erwartbar, alltäglich und banal: „Alles gut!“, „Super“, „hervorragend“ oder „geht so“.

„Na, was war das Schönste, das du heute erlebt hast?“

Diese typische NLP-Frage löst etwas im Gesprächspartner aus: Bevor er antwortet, muss er seinen Tag Revue passieren lassen. Er muss nachdenken, was denn nun das Schönste war.

Der Unterschied zur Eingangsfrage: Der Befragte weiß die Antwort darauf normalerweise nicht schon vorher, leiert also keine automatisierten Antworten herunter. Sie ist viel mehr als nur eine Frage. Sie ist eine Einladung, sich an etwas zu erinnern, das wirklich schön war. Sie weist den Weg in einen, wie wir im NLP sagen, „Ressource-State“: Wer die Antwort sucht, richtet seinen Fokus automatisch in Richtung guter Laune.

Es ist eine Frage aus dem Repertoire des NLP, genauer aus der Hypnogrammatik des Milton Erickson. Wir beschreiben sie in unserem „NLP-Practitioner-Lehrbuch“ (Junfermann, 2016) im Kapitel „Die Macht der Sprache“ (ab Seite 125).

Mit dem Wissen um diese ressourcenorientierten Methodik können wir andere Menschen dazu bringen, sich tatsächlich mit der gestellten Frage zu beschäftigen – statt einfach nur eine für sie und uns vorhersehbare Antwort zu geben. Sie müssen dann in sich reinhören. Und der Fragenstellende bekommt viel mehr als nur eine Informationen; wir bekommen einen echten Einblick in die Gefühlswelt unseres Gegenübers.

Auf „Zeit online“ berichtet Autor Till Eckert über den US-amerikanischen Kommunikationstrainer Cal Fussman, der mit Fragen dieser Art auch schon mal Weltpolitik, sagen wir, positiv beeinflusst hat.

Der frühere Autor und Journalist führte zum Beispiel im Jahr 2008 ein Interview mit Michail Gorbatschow, der zu dieser Zeit der sowjetische Staatspräsident war. Was hätte jeder andere Journalist wohl wissen wollen? Natürlich standen damals Fragen über Ronald Reagan, Nuklearwaffen und kalter Krieg im Vordergrund – also immer Mehr vom selben.

Doch Fussmann fragte anders: „Was ist die beste Lektion, die Ihr Vater Sie je gelehrt hat?“ Gorbatschow schaute irritiert, grübelte und antwortete dann mit einer Geschichte darüber, wie sein Vater jedem Familienmitglied einen Eisbecher schenkte, bevor er in den Zweiten Weltkrieg zog. Gorbatschow beschrieb es genau, hielt seine Hand auf, als würde das Eis darin liegen. Im NLP würden wir sagen: Er erzählte seine Erinnerung assoziiert. Er sah vor seinem inneren Auge, hörte und fühlte, wie es damals war.

Wurde in diesem Moment der Eisbecher zur Metapher für die Sehnsucht nach Frieden? Kommunikationsexperte Fussmann jedenfalls interpretiert es so: In dieser Geschichte Gorbatschows lag einerseits die liebevolle Erinnerung an den Vater, und andererseits an die erlebte Angst, ob er je aus dem Krieg zurückkehren würde.

Die lesenswerte Geschichte steht hier: www.ze.tt/wie-du-fragen-so-stellst-dass-andere-sich-dir-oeffnen/

1 Comment

  • Hans-Peter Köster
    on 22. Oktober 2017

    Danke für den Türöffner

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