Lange Zeit hielt man das Gehirn eines erwachsenen Menschen für unveränderlich – ähnlich der Hardware eines Computers. NLP dagegen postulierte seit den 1970er-Jahren: Es verändert sich doch! Die moderne Gehirnforschung bestätigt das inzwischen. Über die neurobiologischen Hintergründe der perspektiven-Methode und des NLP.
NLP war die Erfindung einer „Grammatik der Zauberei“, die Kreation eines Märchens. Das erste Buch von Richard Bandler und John Grinder hieß bezeichnenderweise „The Structure of Magic“. Und die beiden gaben zu, dass sie keine Beweise dafür vorlegen konnten, dass das, was sie entdeckt hatten, einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten würde. Sie verkündeten in ihren Seminaren sogar mit provokativem Augenzwinkern, man solle ihnen bitte nichts glauben, sie würden nur Lügen erzählen.
Nur: Ihre Methode funktionierte. „It works!“, verkündete Richard Bandler gern vollmundig – „es funktioniert!“ Wer’s glaube, sei eingeladen, sie anzuwenden. Wer’s nicht glaube, solle es lieber lassen.
Wer es ausprobierte, war von NLP schnell überzeugt. Nachhaltige Veränderung, Heilung, Präzision, Fokussierung auf Lösungen statt auf Probleme – das zeichnete NLP aus. „Bandler und Grinder hätten die Psychologie revolutionieren können“, sagt der US-amerikanische Psychotherapeut Jeffrey Zeig heute [1]. Er war Assistent Milton Ericksons, damals, als die NLP-Erfinder das Vorgehen des großen Hypnotherapeuten erforschten. Zeig erkannte das Potenzial des NLP rasch und hätte sich eine wissenschaftliche Fundierung gewünscht: „Aber sie wollten nicht.“ – Lange, aufwändige Studien mit hunderten Probanden, Doppelblindversuchen, Aufstellen und Verteidigen von Hypothesen, das ganze wissenschaftliche Programm eben – das war nicht Bandlers und Grinders Ding. Sondern pragmatische Arbeit mit und an Menschen.
Ist das nun gut oder ist das schlecht?
Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Die „wissenschaftliche“ Psychologie kritisiert NLP als nicht bewiesene „Pseudowissenschaft“; einige Eiferer verorten es in der Nähe von Sekten (z. B. auf wikipedia.org). Die schnelle Lernbarkeit und die starke Wirkung des NLP lockten auch Anwender mit fragwürdigen Methoden an. Angebote wie Neuro Linguistic Selling, „Pick up“ mit NLP, „verdeckte Hypnose“ mit NLP usw. schadeten dem seriösen Ruf und dem Glauben an die positive Wirksamkeit.
Heute ist jedoch neurowissenschaftlich belegt, dass Richard Bandler und John Grinder richtig lagen. Zu verdanken ist diese neue Gewissheit einer der großen wissenschaftlichen Revolutionen unserer Zeit: Die erstaunlichen Fortschritte bei der Erforschung des Gehirns belegen die Wirksamkeits-Voraussetzungen und Vorannahmen des NLP. Zum „It works“ des Bandler kommt ein „It’s true!“ der Neurobiologie – „es stimmt!“
Warum die Landkarte nicht die Landschaft ist, warum Ankern, Reframing und Modelling funktionieren und warum Lösungsfokussierung besser ist als Problemorientierung – die Begründungen für diese NLP-Fundamente und noch viel mehr lassen sich aus den Ergebnissen der modernen Gehirnforschung ableiten.
Neurowissenschaftler erkunden die Feinstruktur der Nervenzellen, verfolgen biochemische Prozesse im Gehirn, beobachten, wie Milliarden von Neuronen Tausende von Proteinen für die verschiedensten Aufgaben erzeugen. Sie wollen alles wissen über die „Landkarte“ des Gehirns und dokumentierten ein Netz von 160.000 Kilometern Nervenfasern. Das Ergebnis dieser Verknüpfung ergibt das, was wir unseren „Geist“ nennen – also alles, was wir wahrnehmen, fühlen und denken, was wir lernen und wie das Gehirn sich verändert. Die Definition von NLP lässt an dieser Stelle grüßen.
Sinn der Neurowissenschaft ist nicht und war nie, die Wirkung von NLP nachzuweisen. Hier eine Verbindung herzustellen, wäre vermessen. Was die Pioniere der Neurobiologie wollen, ist, die Funktion und Leistungsfähigkeit des Gehirns zu untersuchen, und damit auch seine Krankheiten und Schwächen. Nach und nach werden Unterschiede im Gehirnaufbau gesunder Menschen und solcher mit Krankheiten wie Schizophrenie, Autismus und Alzheimer erkennbar. Wenn man das Gehirn immer genauer kartiert, wird man diese Krankheiten künftig vielleicht früher erkennen und möglicherweise sogar erklären können, wie sie entstehen. Und dann ist es vielleicht nur noch ein kleiner Schritt zur Heilung oder Linderung – zumindest steigen die Erfolgsaussichten. Darum geht’s.
Dass die Ergebnisse es uns erlauben, auch Ableitungen zu treffen, welche NLP erklären – das ist eine Nebenwirkung. Eine, die wir mit Dank aufgreifen.
Lesen Sie in der nächsten Folge: Wie die Gehirnforschung die Macht des Unbewussten erklärt und warum die Landkarte nicht die Landschaft ist …
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