NLP & Rapport in der Schule: Wie Pädagogen die

Resonanz zu ihren Schülern aufbauen können

on 6. Februar 2017 NLP Schule, Rapport with 0 comments

Ein US-amerikanischer Lehrer begrüßt seine Fünfklässler jeden Morgen mit einer durchchoreografierten Abfolge von Handschlägen und Tanzbewegungen. Dabei kalibriert er sich auf jedes Kind individuell: Er tanzt dessen Tanz! So entsteht tiefster Rapport zwischen Lehrer und Schülern – und damit die stabile Lern-Allianz, die Bedingung für leichtes Lernen ist.

Von wegen „Guten Morgen, Herr Lehrer!“: Barry White jr. wird von seinen Fünftklässlern nicht im Chor begrüßt. Er hat für jeden eine individuelle Choreografie parat. Besser kann niemand zeigen, was Rapport bedeuten kann.

Er begrüßt jeden seiner Schüler in der Ashley Park Schule in der US-amerikanischen Stadt Charlotte, North Carolina morgens mit einer durchchoreografierten Abfolge von Handschlägen und Tanzbewegungen – im NLP-Jargon: Mit totalem Kalibrieren auf das Kind und Spiegeln seiner Bewegungen. So kann der Unterricht gut beginnen.

Wer Barry White jr. fragt, warum er sich solche Mühe gibt, erhält die Antwort, die wir von vielen erfolgreichen Lehrern hören: Ihm gehe es darum, eine gute Beziehung zu den Schülern aufzubauen. Das sei eine ganz wichtige Voraussetzung für den Lernerfolg, sagt er: „Trotzdem wird das oft unterschätzt oder übersehen.“ Dabei müssten sich die Schüler erst auf den Lehrer einstellen, bevor sie bereit seien, große Mengen an Lernstoff aufzunehmen. Im NLP-Fachsprech ausgedrückt: Wenn der Lehrer noch keine „psychologische Vollmacht“ des Schülers hat, wird er nur sehr schwer erreichen, dass dieser wirklich engagiert lernt. Und wie wird diese Vollmacht erzielt? Durch Pacen, Pacen, Pacen … Die Belohnung ist, dass der Schüler sich leicht leiten lässt. Und ohne Leading kein Lernerfolg. Einfach, oder?

Sehen Sie hier, wie Barry White jr. arbeitet.

 

Ein Blick in die Neurowissenschaft:

Rapport, liebevolle Pädagogik und die Spiegelneuronen

NLP Praxisbuch für Lehrer (Rapport im Klassenzimmer)Was bedeutet die Resonanz im Klassenzimmer für die pädagogische Arbeit. Ein Auszug aus unserem „NLP-Praxisbuch für Lehrer“ (Junfermann-Verlag, 2015), Seite 26, „Rapport und die Entdeckung der Spiegelneuronen“.

Die Neuropsychologie gibt darauf eine wissenschaftlich fundierte Antwort. Erst in den letzten Jahren lieferte diese Wissenschaft mit der Entdeckung der Spiegelneurone die Beweise für die außerordentlich nützliche Gabe des Resonanzaufbaus und ihrer Wirkung: Der Mensch verfügt von Geburt an über die Fähigkeit, Rapport zu anderen Menschen aufzubauen. Schon das kleine Baby „spiegelt“ die Mama und zeigt ein wonnevolles Lachen und Strampeln, wenn auch die nächsten Bezugspersonen die Bewegungen oder Töne des Babys nachahmen. „Nervenzellen, die darauf spezialisiert sind, bilden in unserem Gehirn das System der Spiegelneurone“, schreibt dazu der Neurobiologe, Psychotherapeut und Psychiater Joachim Bauer. „Spiegelnervenzellen ‚übersetzen‘ das, was wir sehen oder miterleben, in eine Art diskretes inneres ‚Mit-Tun‘.“[1] Der Mensch ist dank seiner Spiegelneurone in der Lage, Handlungen, Empfindungen und Gefühle gedanklich nachzuvollziehen.

Hinzu kommen psychologisch wichtige menschliche Grundbedürfnisse, die verdeutlichen, warum Rapport so wichtig ist:

Da ist zum einen das Bedürfnis nach Bindung als erstes und grundlegendstes Begehren im Leben eines jeden Menschen. Diese Art der Bindung zwischen der Mama und dem Kinde ist eigentlich eine großartige Erfindung der Natur, denn sie sichert das Überleben der Menschheit im Allgemeinen und des Kindes im Besonderen: Ohne sie würde das Kind wahrscheinlich sterben, mindestens aber seelisch verkümmern. Erfährt es zu wenig davon, wirkt sich das auf seine psychische und körperliche Gesundheit aus. Unter Umständen ein Leben lang, wenn niemand korrigierend eingreift. Und wie erfährt das Kind diese Bindung? Eben durch die Resonanz zwischen ihm und (zumeist) der Mama, durch den Rapport. Der Verlust an Bindung ist bei Säuglingen und Kleinkindern mit mehr oder weniger starker Todesangst verknüpft. In einer „gefühlten Kinderlogik“ bedeuten Kritik, Entzug von Zuwendung und Lieblosigkeit, genau das zu verlieren, was das Kind zum Überleben braucht. Dieses „Programm“ bleibt ein Leben lang stabil. Mag die Angst, Liebesentzug sei lebensbedrohlich, mit jeder gegenteiligen bewussten Erfahrung abnehmen, im Unterbewusstsein ist sie „programmiert“. Das gilt umso mehr, je weniger Selbstwertgefühl und Glaube an seine Selbstwirksamkeit ein Mensch aufzubauen in der Lage war. Deshalb wirkt der erste Liebeskummer für eine 14-jährige Schülerin wie das Ende allen Daseins. Deshalb gibt es so viel emotionale Abhängigkeit und Festhalten an destruktiven Beziehungen, auch bis ins fortgeschrittene Erwachsenenalter.

Das zweite menschliche Grundbedürfnis, das die Wirkung von Rapport gut erklärt: Der Mensch möchte sich zum Ausdruck bringen. Bevor ein Kind das kann, bevor es seine eigene Landkarte beschreibt, tritt es mit einem anderen wichtigen Menschen – meist mit der Mama – in Beziehung. Das Kind spiegelt die Mutter und die wichtigsten Bezugspersonen und versetzt sich in sie hinein. Sein erstes gesprochenes Wort lautet meistens „Mama“. Für sich selbst steht dem Kind noch gar kein Wort zur Verfügung. Erst später und sehr allmählich erlebt es sich selbst als eigenständiges, von Mama und Papa zu unterscheidendes Wesen. Und bis dahin hat es sich lange in den Eltern gespiegelt, sie beobachtet und imitiert – und dies hoffentlich als Liebe, als Sicherheit erlebt. Auch diese Erfahrung ist tief „programmiert“.

Fassen wir zusammen: Da sind

  1. die Spiegelneurone, welche uns die Fähigkeit geben, andere zu spiegeln, mit ihnen in Beziehung zu treten,
  2. das Grundbedürfnis nach Bindung,
  3. das Grundbedürfnis nach Selbstausdruck und
  4. die prägenden Erfahrungen, dass unsere Grundbedürfnisse durch die resonante Beziehung zu den Eltern gestillt wurden.

 

Diese Kenntnisse lassen uns verstehen, was neurobiologisch geschieht, wenn Sie Rapport im Klassenzimmer herstellen, also zunächst künstlich „schaffen“, und dadurch diese alten, unbewussten Grundbedürfnisse stillen: So erreichen Sie die Jungen und Mädchen besser, erleichtern Entwicklung und werden zu Möglichmachern.

[1] Bauer, Joachim, „Lob der Schule – Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern“, Heyne Verlag, 2008, Seite 28

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